Das neue vhs-Programm für das 1. Halbjahr 2025 ist erschienen!
2025 jährt sich der Geburtstag von Johannes Gutenberg zum 625sten Mal – für uns ein Anlass, die umwälzendste technische Neuerung und bedeutendste Medienrevolution des vergangenen Jahrtausends zu feiern, deren Folgen wir heute noch spüren und erleben.
In meiner eigenen Studienzeit hatte ich das Vergnügen, ein Seminar zu alten Manuskripten und frühen (gedruckten) Büchern in der Stadt- und Universitätsbibliothek in Frankfurt am Main zu besuchen. Dort durften wir die teilweise sehr wertvollen Bücher auch einmal anfassen – damals noch mit Handschuhen, davon ist man mittlerweile allerdings abgekommen, weil saubere, trockene Hände schonender sind für alte Bücher, denn mit Stoffhandschuhen verliert man buchstäblich sein Fingerspitzengefühl. Die direkte Beschäftigung mit alten Büchern hat mich damals so begeistert, dass ich bis heute versuche, auf Reisen nicht nur Bauwerke oder schöne Orte, sondern auch Bücher zu besuchen, die mich beeindrucken, das Book of Kells beispielsweise, eine illustrierte Handschrift aus dem 8. Jahrhundert, die am Trinity College in Dublin zu bewundern ist.
Der Buchdruck hat unsere Welt und Kommunikation seit seiner Erfindung tiefgreifend verändert und – das darf man eben auch nicht übersehen – unglaublich vielen Menschen Zugang zu Wissen und Bildung verschafft. Handgeschriebene Bücher, die noch dazu meist auf Lateinisch oder Griechisch abgefasst waren, konnten sich vor der Erfindung des Buchdrucks nur die wenigsten leisten, geschweige denn verstehen. Mit der Einführung der beweglichen Lettern wurde es nach und nach möglich, Literatur und Informationen massenweise zu produzieren und an sehr viel mehr Menschen zu verteilen (im Übrigen auch „fake news“, aber das wäre ein eigenes Thema). So entstanden etwa Flugblätter als neues und vergleichsweise schnelles Medium, in späterer Zeit kamen eben Bücher, tagesaktuelle Zeitungen und zahlreiche andere Gattungen hinzu.
Bis heute bevorzugen viele Menschen Texte in gedruckter Form, zumindest privat und in ihrer Freizeit. Der Bücherschrank ist dennoch ein Möbelstück, das offenbar „aus der Mode kommt“, zumindest wenn man sich aktuelle Designzeitschriften ansieht, in denen in Wohnbereichen kaum noch Bücherregale zu sehen sind. Da wird sich die eine oder der andere fragen, wie man dann Menschen einordnen können soll, wenn es schon kaum noch Platten- oder wenigstens CD-Regale mehr gibt, anhand derer man sich lange Zeit gleich ein erstes Bild von einer Person und deren Geschmack machen konnte. Ich persönlich habe bei meinem Umzug nach Wiesbaden tatsächlich alle meine physischen Tonträger aussortiert (außer meinen Langspielplatten, zugegeben) – ich streame Musik nur noch. Und auch neue Bücher lese ich meistens auf meinem E-Reader, das ist praktisch und man hat seine gesamte Bibliothek immer dabei. Aber nichts könnte mich dazu bringen, meine Bücherregale abzuschaffen. Bücher sind Lebensbegleiter, fast Freunde, kann man sagen. Ohne sie würde mir ein Teil meiner Biografie und Lebensqualität fehlen.
Weil es für jeden Trend immer auch dessen Gegenbewegung gibt, sehen wir an unserer Volkshochschule auf jeden Fall das Potenzial, nicht nur neue Medien zu behandeln, sondern auch das Handgeschriebene, Handgemachte und „Analoge“ zu pflegen – nicht nur für die älteren Semester, sondern auch gerade für die Jüngeren. Deswegen gibt es bei uns auch weiterhin unsere Buchbinde-Kurse, in denen man selbst Bücher oder andere Texte binden kann und so Unikate erschafft, die lange Freude schenken.
Ob Sie „Team digital“, „Team analog“ oder Fan beider Seiten sind, in unserem reichhaltigen Programm werden Sie hoffentlich Vieles finden, was Sie anspricht, schlauer macht oder Ihnen etwas näherbringt, was Sie immer schon einmal interessiert hat. Ich wünsche Ihnen gute Entdeckungen!
Ihre
Dr. Stephanie Dreyfürst
Direktorin
Frühere Programm-Cover






































